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Von Hennef auf die große Show-Bühne

Aktualisiert: 14. März

The Voice Kids




Bonner Generalanzeiger vom 10. März 2023

ZITAT: Von Hennef auf die große Show-Bühne

Hennef · In der Hennefer Musikschule „Ready4Stage” lernen Kinder und Jugendliche, wie sie sich auf die große Show-Bühne vorbereiten können. Einige von ihnen hatten sogar Auftritte bei bekannten Casting-Formaten.


Sobald ein Casting-Format im Fernsehen läuft, gehen die Anmeldezahlen in der Hennefer Musikschule Ready4Stage in die Höhe. „Fünf unserer Schüler waren bei solchen Wettbewerben schon sehr erfolgreich”, sagt Inhaber Fidel González. Und auch bei der neuen Staffel von „The Voice kids“, die am Freitagabend beginnt, tritt eine seiner Schülerinnen an, deren Namen er noch nicht verraten darf. Er selbst steht den TV-Formaten eher kritisch gegenüber. „Casting bedeutet für mich, dass ich schon Ahnung von dem habe, was auf mich zukommt”, sagt er. Nur Kinder, die aus einer richtigen Musikerfamilie stammen, wüssten wirklich, was sie erwartet. Deswegen versucht Gonzáles, seine Schülerinnen und Schüler nicht nur musikalisch auf die Wettbewerbe vorzubereiten.


Grundsätzlich braucht es dafür eine gute Portion Disziplin.

„Du musst es schon richtig wollen und eben auch bluten”, sagt González.

In Absprache mit den Kindern und Jugendlichen bereite er vor den Auftritten ein Repertoire aus rund 30 Songs vor. Dabei balanciere er die Range aus, in der sie am besten singen könnten und bestimme, wo ihr höchster Ton liegt. „Jedes Lied wird von mir auf den jeweiligen Kandidaten umgestaltet und auf seine eigene Tonart zurechtgeschneidert", erklärt der Musik-Coach.


So habe er etwa für Felicitas Mayer, die 2018 sehr weit bei dem Format „The Voice Kids“ gekommen war, das Lied „Mirrors” von Justin Timberlake auf ihre Stimmlage umgeschrieben. „Normalerweise gibt es in dem Song keine Explosion und damit eigentlich nicht die Möglichkeit, dass Felicitas ihre Power-Voice hätte zeigen können”, sagt González. Power-Voice sei die Stimmlage, in die man komme, wenn man jemanden anfeuere oder zornig werde. „Und genau in dem Moment, als sie bei den Blind Auditions in ihre Power-Voice ging, hat sich Mark Foster zu ihr umgedreht”, erinnert sich der Musik-Produzent an den Gänsehautmoment.


In den sogenannten Blind Auditions müssen die Teilnehmenden bei „The Voice kids“ vor einem Live-Publikum und mit einer Live-Band singen, um in die nächste Runde zu kommen. Dabei sitzen die Juroren noch mit dem Rücken zu den Kandidaten und nehmen nur ihren Gesang wahr. „Du hast nur diese magischen 30 Sekunden und wenn du in dieser kurzen Zeitspanne nicht abliefern kannst, dann war’s das”, sagt González. Er zieht einen Vergleich zum Sport: Wer für Olympia trainiert, müsse athletisch sein und einen strengen Ernährungsplan einhalten. „Das ist harte Arbeit und es gibt nichts umsonst”, sagt er.


Unterstützung nach dem Ausscheiden ist wichtig

Eine große Herausforderung für die Musiklehrer sei es, die Kandidaten der verschiedenen Castingshows wieder aufzufangen, wenn sie aus einer Sendung ausgeschieden sind. „Wenn jemand nicht so stark ist, dann zerplatzt in dem Moment vielleicht ein ganzer Lebenstraum”, sagt González. Darauf seien viele im Vorfeld überhaupt nicht vorbereitet und das versuche er in seiner Schule abzufangen. „Was die innerhalb von sechs Wochen alles durchmachen, erleben andere Künstler in einer Zeitspanne von mehreren Jahren”, sagt der Musikschullehrer. Deshalb sei es ihm wichtig, dass die ausgeschiedenen Kandidaten weiterhin unterstützt werden, um sogar gestärkt aus der Show herauszukommen.




Generell wünscht er sich, dass man bei Casting-Formaten noch mehr Personal bereitstellt, um die Teilnehmenden psychologisch stärker zu unterstützen. „Verbaut denen doch nicht den Werdegang”, fordert er. Manche Kandidaten, die an solchen Shows teilgenommen haben, seien anschließend daran zerbrochen. „Es kann doch nicht gesund sein, wenn du ganze Stadien füllst und ein Jahr später interessiert sich keiner mehr für dich”, meint González. Bisher habe es bei seinen Musikschülern noch keine Fälle von psychologischen Tiefpunkten gegeben, doch „die Britney-Spears-Mamas sind längst unter uns”, sagt er auch.


Eine Bühne im XS-Format

In González’ Musikschule haben Kinder sowie Erwachsene nicht nur die Möglichkeit, sich für Wettbewerbe trainieren zu lassen, sie können auch ganz ungezwungen Singen oder ihre Instrumente lernen. „Am Anfang machen wir erst einmal eine Findung: Manche kommen hierher und haben schon ein ganz bestimmtes Instrument im Kopf”, berichtet González. Manchmal stelle sich im Laufe der Zeit aber heraus, dass Schüler und Instrument gar nicht miteinander harmonierten. Auf der kleinen Bühne, die das Herzstück seiner Musikschule ausmacht, geben Kinder und auch Erwachsene regelmäßig eigene Konzerte. „Hier haben wir schon viele schöne Momente erlebt”, sagt González.


Niemand brauche sich für Patzer zu schämen, man solle einfach noch einmal von vorne anfangen. Für Teilnehmer an Casting-Shows ist die Hennefer Bühne eine Möglichkeit, erste Auftritts-Erfahrungen zu sammeln. „Klar, so eine Bühne wie bei ‚The Voice’ ist schon fett – wir haben alles nur im XS-Format, aber dafür auf Profi-Niveau”, sagt Gonzáles. Er habe die Möglichkeit, Lichtszenen zu fahren oder die Nebelmaschinen einzusetzen. „Die lernen mit der Technik umzugehen, das Mikro richtig zu halten und aufrecht zu stehen”, sagt er. Von allen Eltern habe er bisher die Rückmeldung erhalten, dass ihr Kind viel lebendiger geworden sei. Auch Erwachsenen würden die Auftritte neue Impulse verleihen.


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